Seglerschlepp – Gespannabstimmung

von Dr. Wolfgang Schober

Abstimmung des Gespanns

Vor 40 Jahren sah ein Schleppgespann etwa so aus: ein Big Lift von Multiplex, mit einem 10ccm Webra Speed mit Resorohr motorisiert, zog einen Flamingo aus gleichem Hause in die Höhe. Doch leider war das kein perfektes Gespann ! Der Flamingo war ein kleiner „Giftzwerg“ der beim kleinsten „Zupfer“ unheimlich beschleunigen konnte und den Schlepppiloten oft in arge Bedrängnis brachte, wenn er sich anschickte diesen zu überholen. Hier war viel Erfahrung gefordert um das Gespann zu beruhigen. Die „Flucht nach oben“ war oft die einzige Lösung des Problems, denn damit konnte die Bewegungsenergie aus dem Schleppzug heraus genommen werden.

Heute weiß man, dass für einen schönen Schlepp das Gewichtsverhältnis zwischen Schleppmaschine und Segelflugmodell etwa 2 : 1 betragen sollte. Ist die Schleppmaschine doppelt so schwer, so bringt ein nicht „spurtreu“ geflogener Segler den Schlepper nicht aus der Bahn. Das soll aber nicht heißen, dass man nicht auch mit einem Verhältnis von 1 : 1 (der Segler ist gleich schwer wie der Schlepper) einwandfreie Schleppflüge hinzaubern kann. Aber das ist ungemein schwerer und braucht eben Erfahrung.

Auch die Tragflügelprofilierung der beiden Modelle sollte zueinander passen. Was nützt eine vollsymmetrisch profilierte und übergewichtige Schleppmaschine, wenn der Segler ein Thermikschleicher ist? Die völlig ungleichen Grundgeschwindigkeiten der beiden Modelle sind für einen vorbildgetreuen Schlepp kontraproduktiv. Ist die Tragflügelprofilierung bei beiden Modellen umgekehrt, ist das Desaster wahrscheinlich noch größer !

Schlepperweisheit:
Für einen vorbildgetreuen Schleppflug sollte das Gespann aufeinander abgestimmt sein;
d.h.:
.) das Gewichtsverhältnis sollte etwa 2 : 1 betragen
.) die Profilierungen der Tragflächen der beiden Modelle sollten zueinander passen. Das sind dann gute Voraussetzungen für viele erfolgreiche und genussvolle Schleppflüge !

Zur Veranschaulichung einige Beispiele von Schleppzügen der Wettbewerbsszene, die das Gewichtsverhältnis von 2 : 1  ungefähr einhalten:

Ein etwas abgewandelter Bruckmann Swiss Trainer (3,6 m und 13,5 kg) zieht eine Mucha (5 m und 7 kg) sehe vorbildgetreu in die Höhe – es reichte für 3 Meistertitel.

Eine Tri-Pacer schleppt eine Pilatus B4 (13 kg und 6,5kg)

Eine Cessna 150 (3 m und 13 kg) hat eine KA 7 (5 m und 7 kg) an der Schleppleine und wurde damit Österreichischer Meister.

Hier ein anderes extremes Beispiel: Eine Bruckmann Mg 19 (5,6 m und 12 kg) wird von einer Mini-Schleppmaschine (2 m, 5 kg und 23 ccm Methanoler) gaaaanz langsam bei bestem Flugwetter nach oben gezogen. Hier ist das Verhältnis 1 : 2,4. Nur Schleppprofis sollten sich an dieses Experiment wagen 🙂